NEUE KUNST IN ALTEN GÄRTEN

NEUE KUNST IN ALTEN GÄRTEN




Timm Ulrichs
<< zurück

Göttergarage

So nennt Kurator Hannes Malte Mahler das Werk von Timm Ulrichs im Park des Oberguts. Das Wortbild passt nicht schlecht für diese Arbeit des Künstlers, der seine Karriere als konkreter Dichter begonnen hat und dessen vielschichtiges Oeuvre bis heute geprägt ist von Sprachfiguren, Paradoxien und Viel deutigkeiten.

In seinem „Wotan” (2011) verbindet Ulrichs Anregungen zweier eigener Werkserien. Zum einen schließt er an eine Gruppe von Arbeiten an, in denen er Wintergehäuse für Brunnen und Denkmäler im Stadtraum als eigenständige Skulpturen entdeckt hat. Der Werkserie liegt die widerständige Sprach- und Denkfigur der Inversion zu Grunde. Sie bestimmt auch den Charakter der zweiten Gruppe von Arbeiten, die in seinem Werk wirksam geworden sind. Sie haben das Motiv der Camouflage zum Thema. Der Begriff stammt aus dem militärischen Bereich. Soldaten werden zum Zwecke der Tarnung so eingekleidet und ge schminkt, dass sie sich möglichst unauffällig ihrer Umgebung anpassen, um vom Gegner nicht entdeckt zu werden. Diese Strategie des Unsichtbarwerdens verkehrt die Aufgabe der Kunst, die im Prinzip ganz im Gegenteil nach Sichtbarkeit strebt. In der Auftragsarbeit „Wotan” nutzt Timm Ulrichs die Wintereinhausung für die von Wilhelm Engelhard am Ende des 19. Jahrhunderts geschaffene Skulptur des nordischen Gottes als Malfläche und die Camouflage als Malmotiv. Und bedient sich ihrer einmal mehr in dialektischer Weise. Das Kunstwerk macht das Gehäuse je nach Jahreszeit sichtbar und unsichtbar. Ganz so, wie Götter den einen erscheinen und den anderen nicht.

(Michael Stoeber)


„Wotan”, Einhausung
2011




Vita

* 1940 in Berlin, lebt und arbeitet in Hannover

1959–66 Architektur-Studium an der Technischen Hoch -
schule Hannover
1961 Gründung der „Werbezentrale für Totalkunst”
(Selbstausstellung als „erstes lebendes Kunstwerk”)
Seit 1969 „Kunstpraxis” (Sprechstunden nach
Vereinbarung)
1972–2005 Professur an der Kunstakademie Münster
1979 Niedersächsisches Künstlerstipendium
1983 Kunstpreis der NORD/LB, Hannover
1998 Niedersächsischer Kunstpreis 1998
1999 Kunstpreis der Künstler der Großen
Kunstausstellung NRW Düsseldorf 1999
2001 Niedersächsischer Staatspreis
2003 Kunstpreis der SPD-Fraktion im Niedersächsischen
Landtag

Ausstellungen (Auswahl)
2012 Durch-Blicke. Motto: Wer im Glashaus sitzt ...;
Steinhude, Insel Wilhelmstein
2010/2011 Betreten der Ausstellung verboten! Timm
Ulrichs. Werke von 1960 bis 2010, Sprengel Museum
Hannover und Kunstverein Hannover
2010 Timm Ulrichs. Blick zurück nach vorn, Museum
Ritter, Waldenbuch, Den Blitz auf sich lenken, Galerie
Wentrup, Berlin
2005/2006 ART STUDIO 1, Deinste
2005 Kunsthalle Recklinghausen, Kunstverein Ingolstadt
2004 Heck-Art-Galerie, Chemnitz, Kunstverein Oerling -
hausen, Kunstverein Hannover
2003 Kunsthalle K2, Semriach
2002/03 Sprengel-Museum, ART STUDIO 1, Deinste
2002 E-Werk, Freiburg , Galerie Voss, Dortmund
2001 Openluchtmuseum voor beeldhouwkunst,
Middelheim
2000 Ich, immer ich, Galerie Apex und Künstlerhaus
Göttingen, Nord/LB-Galerie, Hannover , Städtische
Galerie, Ravensburg, Rathaus, Wismar, Galerie der Stadt
Remscheid
1977 Documenta, Kassel

<< zurück 



 
impressum