NEUE KUNST IN ALTEN GÄRTEN

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Rolf Bier
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Homo ludens

Rolf Bier liebt Murmeln und Knetgummi. In seinem plastischen Werk tauchen sie immer wieder auf. Sie legen Zeugnis davon ab, dass er in seiner Kunst mit Hilfe unbedeutender und alltäglicher, auch ökonomisch höchst verfügbarer Materialien große, schwer - gewichtige und existentielle Fragen verhandelt.

Aber sie weisen auch darauf hin, dass der Künstler ein ‘homo ludens’ im Schillerschen Sinn des Worte ist. Dass er es in seinem Leben nicht verlernt hat, zu spielen und mit den staunenden und fragenden Augen eines Kindes auf die Welt zu blicken. Und sie in seinem Werk einfalls- und erfindungsreich neu zu schaffen.

In den Parks des Unter- und Oberguts Lenthe hat Rolf Bier insgesamt vier Grab- und Grabungsstätten angelegt. Es ist eine ebenso lakonische wie komplexe Arbeit, wie man sie von diesem Künstler kennt. Wenn er ein Loch gräbt, das in seinen Dimen - sionen unweigerlich an ein Grab denken lässt und Murmeln in vielen Farben und Größen hineinlegt, die unsere Kindheit und Jugend beschwören, dann verbindet er in diesem Werk Tod und Leben, wie es inniger kaum möglich ist. Eine Allianz, die der Dichter Samuel Beckett in die Augen öffnende Formel gefasst hat: „Sie gebären rittlings über dem Grabe.” Andere der von Rolf Bier bearbeiteten Plätze erinnern eher an archäologische Grabungs - stätten. Auch sie zeigen als einziges Accessoire – oder besser Akteur – die Murmeln. Hier erinnern sie indes an längst verschüttete und untergegangene Populationen. Graben wir ihre Artefakte aus, hoffen wir, nicht nur etwas über sie, sondern auch über uns zu erfahren.

(Michael Stoeber)


„Rollendes Feld”, Vier Grabungen, verschiedene Maße
Erd-Aushub, Glasmurmeln verschiedener Größe und Farbe,
Holz, Bindfaden, Plakat „Hände und Murmeln”, 2012




Vita

* 1960 in Würzburg

1980 Hochschule für Bildende Künste Braunschweig
1984–89 experimentelle Projekte der Gruppe „artists in residence”
1987–88 Chelsea School of Art London (MA)
2005 Professur an der Staatlichen Akademie der
Bildenden Künste Stuttgart

Stipendien / Preise (Auswahl)
1992 Kunstpreis Lingen
1994 Cité des Arts Paris
1995 Villa Massimo Rom (Aufenthalt 1997/98)
1996 Otto-Dix-Preis Gera
1997 Kunstpreis des Land Niedersachsen
1999 Kunstfonds Bonn
2004 Niedersächsisches Arbeitsstipendium für New York
Preis „Bester Raum”, Charlottenborg Foundation Kopenhagen
2006 Kunstpreis der Sparkasse Hannover
2012 Hans-Platschek-Preis für Kunst und Schrift Hamburg

Einzelausstellungen (Auswahl)
1991 Allgemeine Genetik, Galerie Barz Hannover
1993 Freie Stücke des Besitzes und ihre notwendige
Erstreckung, Städtische Ausstellungshalle Hawerkamp
Münster 1998 nonstop carriers Galeria Knoll Wien und
Budapest, claims and boulevards Villa Massimo Rom
1999 Relational Panorama Kunstverein Hannover
2001 Miracle Deposit Kunstverein Friedrichshafen
2002 Die andere Seite Kunstmuseum Heidenheim
2004 Sky Candy Boulevard Rubicon Gallery Dublin
Temporary variations on true values Bilkin Galeria Bilbao
2007 Warenmagen, Feinkunstraum, Hannover
2009 Portraits of Unseen People Kunstmuseum Celle
2010 Camp Lagerraum Spichernstrasse Hannover
2012 my metaphorical husband can’t stop singing
Gästezimmer e. V. Stuttgart

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)
2002–03 sight mapping Bohuslän Museum Uddevalla, Sala
Rekalde Bilbao, Scottish National Gallery Glasgow, APT
Gallery London (kuratiert von Andrew Bick und Patrick
Fitzgerald) 2005 –2011 strip-Bilder in Folge/images in line
(kuratiert von Rolf Bier) u.a. Kunsthaus Baselland Muttenz,
Malkasten Düsseldorf, Kunstmuseum Stuttgart, Overgaden
/ Kopenhagen, Villa Arson Nizza 2008 leisure Hermannshof
Völksen (kuratiert von Martin Engler), play it Messehallen
Killesberg (kuratiert von Werner Meyer) 2009 Wildwuchs
Niedersächsisches Landesmuseum Han nover (kuratiert von
Hannes Malte Mahler), op positions and dialogues
Kunstverein Hannover (kuratiert von René Zechlin) 2011
drops on green Deutscher Künster lerbund Berlin (kuratiert
von Birgit Jenssen und Jo Schöpfer) 2012 Im Reich der
Tiere – Streifzüge zwischen Natur und Kunst Nieder sächs -
isches Landes museum Hannover (zeit ge nössische künstlerische
Positionenen kuratiert von Rolf Bier und Julia
Schmid), An-Eignungen Kunstverein Langen hagen (kuratiert
von Ursula Schöndeling) Zeigen. Eine Audiotour, Kunsthalle Karlsruhe (kuratiert von Karin Sander)



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