NEUE KUNST IN ALTEN GÄRTEN

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Kenny Hunter
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Der kleine Prinz

Ironisch wirkt es auch, wenn der schottische Bildhauer Kenny Hunter einen kleinen Jungen auf den Sockel stellt, der einer Comic Figur nicht ganz unähnlich sieht. Der Widerspruch, der darin deutlich wird, charakterisiert sein ganzes Werk. Hunter liebt und zitiert die Tradition der künstlerischen Plastik und zugleich verkehrt er sie und stellt sie auf den Kopf.

Beispielhaft macht das der Umgang mit der von ihm verwandten Bronze sichtbar. Hinter ihr scheint zum einen ein klassisches Gestaltungs- und Herstellungsprinzip auf, dessen sich der Künstler für sein Werk gerne bedient. Zum anderen verwischt er genau diese Spur, indem er die Bronze sozusagen unsichtbar macht, wenn er ihre Oberfläche durch Farbe zudeckt und sie so bearbeitet, dass sie an Kunststoff erinnert.

„Blond Boy” (2008) ist der Titel seiner Plastik. Sie zeigt einen bis auf seine hervorstechenden blonden Haare ganz und gar in ein dunkles Grau getauchten kleinen Jungen. Er schaut frontal auf den Betrachter in der Stellung eines altgriechischen Kouros. Auch seine Haltung ist von strenger Symmetrie bestimmt. Nur, dass er nicht unbekleidet ist, obwohl die Gesicht und Hände wie Kleidung gleichermaßen umfassende Farbe in gewisser Weise diesen Eindruck schafft. Der blonde Junge ist ein Idol unserer Zeit, ein Märchen- und Cartoonheld. Nicht nur, weil Jugend heute schon ein Wert an sich zu sein scheint. Sondern auch, weil sich in ihr Widerständigkeit und Schönheit abbilden. Hinter Kenny Hunters „Blond Boy” tauchen viele auf: „Der Kleine Prinz” von Antoine de Saint-Exupéry wie J. D. Salingers „Fänger im Roggen” und Rudolph Dirks „Katzenjammer Kids”.

(Michael Stoeber)


„Blond Boy”
Bronze
2008




Vita

* 1962 in Edinburgh, Schottland,
lebt und arbeitet in Glasgow


1983–1987 Studium der Bildhauerei an der Glasgow
School of Art

2010 London Spitalfields Sculpture Prize

Einzelausstellungen (Auswahl)
2012 Then the Animal Said God, Galerie Scheffel, Bad
Homburg v. d. Höhe, Germany, Arnolfini, Bristol, The
Scottish National Portrait Gallery, Edinburgh Centre for
Contemporary Arts, Glasgow, Art Connexion, Lille, Conner
Contemporary Art, Washington, USA, Yorkshire Sculpture
Park, West Bretton, Wakefield Galerie Scheffel, Bad
Homburg, Tramway in Glasgow

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)
Skulpturensommer im Kloster Eberbach, (Galerie Scheffel),
Eltville, Germany, „Salon Glasgow”, Glasgow Centre for
Contemporary Arts, „SCANDEX” and „SWARM”, „Here
and Now. Scottish Art 1990–2001”, Dundee Contemporary
Art, „Blickachsen 6”, „Blickachsen 7”, Bad Homburg



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