Neue Kunst in alten Gärten 2016 MORGEN | TOMORROW
21. August – 25. September 2016 Samstag und Sonntag 11–17 Uhr
Folgende KünstlerInnen sind beteiligt:
Degenhard Andrulat
Lothar Goetz
Sean Henry
Sebastian Kuhn
Lienhard von Monkiewitsch
Lilla von Puttkamer
Ricardo Saro
Paul Schwer
Rainer Splitt
Markus Wirthmann
Meike Zopf
Editorial | Einführung. Michael Stoeber | Förderer
Editorial
In jedem Kunstwerk steckt ein Aspekt des Spiels mit zahllosen
Möglichkeiten – ähnlich verhält es sich mit der Konzeption der
Ausstellung Neue Kunst in alten Gärten – unserer Calenberger
Biennale in den Parks von Ober- und Unter gut in Lenthe.
Als Initiative aus Kunstinteressierten, Rittergutsbesitzern und
Künstlern entwickelt der Verein Neue Kunst in alten Gärten e. V.
das Konzept, realisiert die Ausstellung und stellt die Parks zur
Verfügung.
Wir freuen uns, Ihnen zum siebten Mal Neue Kunst in alten Gärten präsentieren zu dürfen. Unter dem Leitmotiv Tomorrow | Morgen haben
die Kuratoren Hannes Malte Mahler und Hartmut Stielow eine
Reihe von Künstlern eingeladen, spezielle Arbeiten für die Parks
zu realisieren oder auszuwählen.
Sie erwartet ein ebenso spielerischer wie inhaltsreicher Parcours
zeitgenössischer Kunst in der perfekten Kulisse der historischen
Gärten.
Wir bedanken uns herzlich bei unseren großzügigen Förderern.
Neue Kunst in alten Gärten e. V.
Michael Stoeber
Tomorrow – Morgen
Es ist unmöglich, bei dieser Ausstellung nicht an Hannes Malte
Mahler zu denken, der nur wenige Wochen vor ihrer Eröffnung
durch einen absurden Unfalltod aus unserer Mitte gerissen
wurde. Ich denke an ihn mit Trauer und Dankbarkeit. Traurig, weil
er nicht mehr lebt, und dankbar, weil ich ihn kennen durfte, als er
noch lebte. Er war für mich ein inspirierender Freund, sprühend
von Ideen, mutig, zupackend und mir zugewandt. Zusammen mit
Hartmut Stielow, beide Künstler und Kuratoren zugleich, verantwortete
er die alle zwei Jahre stattfindende Ausstellungsreihe
„Neue Kunst in alten Gärten“. Ich erinnere mich daran, wie
intensiv die beiden bei jeder neuen Schau auf Titelsuche gingen.
Für die diesjährige Ausstellung fanden sie den Titel „Tomorrow –
Morgen“, was im Nachhinein absolut niederschmetternd ist, da
es für den strahlenden Hannes Malte Mahler auf Erden kein
Morgen mehr geben wird.
Jenseits dieser biografischen Tragik ist der Titel brillant gewählt.
Der Morgen vertreibt die Schatten der Nacht. Und wenn Aurora
den Himmel rot färbt, ist jeder Morgen ein hoffnungsvolles
Versprechen, dass der Tag vielleicht gut werden wird trotz aller
möglichen Enttäuschungen vorangegangener Tage. Der Morgen
ist daher in Kunst und Literatur die Metapher par excellence für
einen Neubeginn. Und natürlich auch ein fabelhaftes Bild, um über
die Aufgabe der bildenden Kunst nachzudenken. Wenn sich die
Künstler den Morgen auf ihre Fahnen schreiben, dann votieren
sie für die Zukunft. Dann wollen sie unter allen Umständen
Avantgarde sein. Heute nicht mehr in dem Sinne, dass sie Welt
und Wirklichkeit grundlegend neu buchstabieren müssten. Aber
doch so, dass sie einen frischen Blick auf sie werfen, sodass wir
sie als Betrachter anders wahrnehmen. Das ist in jedem Fall die
Aufgabe der Kunst, und so hat auch Hannes Malte Mahler sie
stets verstanden. Seine eigene Kunst und die der Künstler, die er
zusammen mit Hartmut Stielow für Lenthe aussuchte.
Darüber hinaus hat diese Ausstellung noch eine besondere
Pointe. In der Regel haben die beiden Kuratoren in der
Vergangenheit für Ober- und Untergut Bildhauer und
Installationskünstler ausgewählt, denn ihre Werke stehen dort im
Freien. Hannes Malte Mahler hatte für dieses Mal eine andere
Idee. Er überzeugte seinen Partner davon, Maler einzuladen und
zu sehen, wie sie mit dieser Herausforderung klarkämen. Eine
Idee ganz und gar nach seiner Fasson, hatte er doch wie kein
anderer die schöne Maxime von Francis Picabia verinnerlicht:
„Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann.“
Aber auch eine Idee, die so manchen Künstler dieser Schau zu
Experimenten inspirierte, auf die er selbst in dieser Form
möglicherweise nie gekommen wären. Dahinter taucht zudem ein
Selbstbestimmungsprogramm auf, wie es Karl Marx als Utopie in
der „Deutschen Ideologie“ beschrieben hat, „heute dies, morgen
jenes tun“. Für Hannes Malte Mahler war das ein stets – und
immer möglichst lustvoll – anzustrebendes Ziel im Leben.
Hannes Malte Mahler
mit freundlicher Unterstützung durch