NEUE KUNST IN ALTEN GÄRTEN

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Henk Visch
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Present Continuous

Am Eingang des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst in München steht eine fabelhafte Monumentalskulptur aus Aluminium des niederländischen Bildhauers Henk Visch. Sie zeigt einen nach vorn gebeugten Menschen. Sein Blick ist nach unten gerichtet. Als roter, stählerner Sehstrahl bohrt er sich in den Boden und geht direkt in den darunter liegenden Saal zu den Schätzen des Hauses.

Der Titel des Werks könnte nachdrücklicher nicht sein: „Present Continuous” (2011). Er beschreibt Zeit als ein andauerndes Kontinuum und schließt die Vergangenheit mit der Gegenwart kurz. In der lakonischen Nennung eines grammatischen Tempus’ behauptet er die Bedeutung des Gestern für das Heute.

In einem solchen Zeitkontinuum bewegt sich auch „Night Life” von Henk Visch im Park des Oberguts Lenthe. Er ist imponierende 3,60 m groß und damit ebenso hoch wie die Münchener Skulptur. Das Tier hat sich wie ein Mensch aufgerichtet. Seine Vorderläufe sind, Händen und Armen gleich, demutsvoll ausgestreckt. Zu seiner Personalisierung trägt auch seine Kopfbemalung bei.

Die Anmutungen dieses Hasens könnten vielfältiger nicht sein. Sie reichen von Idolfiguren, die den Hasen als Sinnbild von Fruchtbarkeit und Auferstehung feiern, über den berühmten Hasen von Albrecht Dürer, der als Lieblingsbild bürgerlicher Wohnstuben Karriere gemacht hat, bis hin zum toten Hasen, dem Joseph Beuys in einer legendären Aktion die Bilder erklärt. Dem Schamanismus von Beuys steht der bekennende Mythomane Henk Visch eher skeptisch gegenüber. Was er aber mit ihm teilt, ist sein Glauben an die bewusstseinsverändernde Kraft der Kunst.

(Michael Stoeber)


„Nightlife”
Aluminium
2009




Vita

1968–1972 Royal Academy of Art and Design, graphic
department, s-Hertogenbosch (NL)

1982–1983 Ateliers PS I, New York
1988 XLIII Biennale di Venezia 1988, Dutch Pavilion
1992 Dokumenta IX, Kassel
1995–2001 Professorship at the Staatliche Akademie der
Bildenden Künste Stuttgart, Stuttgart
2005– Professorship at the Kunstakademie Münster,
Hochschule für Bildende Künste, Münster

Einzelausstellungen (Auswahl)
2012 „Two birds, a stone and a horse”: an exhibition
curated by Henk Visch”, Gallery Wako Works of Art, Tokyo
„Henk Visch”, C-space , Beijing, „Solo”, Kunsthal KAdE,
Amersfoort
2011 „De Sokkel # 1”, Stadpark, Antwerpen
„I like the way you are”, Galerie Biala, Lublin
„Do you want to know the wholestory?”, Städtische
Galerie, Delmenhorst
2010 „Henk Visch”, Tim Van Laere Gallery, Antwerpen (BE)
„Feinde der dritten Dimension”, Kabinett für aktuelle
Kunst, Bremerhaven, „I have seen real happiness
nowhere, but it is doubtless here”, Gallery Wako Works
of Art, Tokyo, „Henk Visch”, Galerie ph-projects, Berlin
2009 „Ships at Sea”, Sui Jianguo – HenkVisch, C- Space,
Beijing, „When Kings Were Kings”. Norbert Schwont -
kowski – HenkVisch, Tim Van Laere Gallery, Antwerpen
2007 „Wait and see what happens”, Mathildenhöhe,
Darmstadt
2006 „Henk Visch at Moriyama house”,Moriyama house,
Tokyo, „Henk Visch, Sculpturen”, S.M.A.K., Gent
2005 „Hungry and hopeless people cannot share the
same values and goals of those living in peace and
comfort”, Wako Works of Art, Tokyo

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