NEUE KUNST IN ALTEN GÄRTEN

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Désirée Olescher
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Animismus

In Erstaunen setzen uns auch die Plastiken von Désirée Olescher im Park des Oberguts. Ihre Schweine aus Kunststoff wirken ähnlich wie der Plastikkaktus von Robert Barta, wenn auch aus anderen Gründen, animiert und personalisiert. Zwar bewegen sich die Schweine nicht, aber die Künstlerin bildet sie in Posen und Positionen ab, in denen sie ihren Status als Schlacht vieh hinter sich lassen und eher wie Haustiere wirken, zu denen wir ja auch persönliche Beziehungen entwickeln.

Personalisierung und Animismus ziehen sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung „Belief”. Der Animismus, die Vorstellung, dass Unbelebtes und Totes leben können, ist ein zentrales Motiv des Glaubens. Nicht nur in der Geschichte des auferstandenen Christus und des ungläubigen Thomas. Auch in Hamlets Bemerkung gegenüber Hoaratio nach der Begegnung mit dem toten Vater: „Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als sich unsere Schulweisheit träumen lässt.”

Der Animismus scheint ebenfalls das Denken der diesjährigen Documenta-Leiterin Carolyn Christov-Bakargiev zu beherrschen. Spricht sie von träumenden Erdbeeren, stimmberechtigten Tomaten und Grammatiken schreibenden Hunden, zieht sie den Spott wissenschaftsgläubiger Rationalisten auf sich. Doch Spielarten des Animismus haben in Kunst und Kultur eine lange und große Tradition. Einen vorläufig letzten Höhepunkt feierte er in der deutschen Romantik: „Schläft ein Lied in allen Dingen, die da träumen fort und fort. Und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort.” (Joseph von Eichendorff)

(Michael Stoeber)


„Schwein im Seil”
Epoxidharz, Glasfaser, Pigment, Polyethylen
2011




Vita

* 1984 in Kiel

Seit 2007 Studium an der Hochschule
für Bildende Künste Braunschweig

Stipendium
2012 Joerg und Aenne Hinze Stiftung, Braunschweig



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