NEUE KUNST IN ALTEN GÄRTEN

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Andreas Gehlen
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Schmuck-Eremit (The age of Larloi)

Rückzugsorte mit Raum und Ruhe sind überaus kostbar und selten zu finden. Selbst die Klöster schreiben schon Wartelisten, bieten Vollpension und stellen ihre Homepage ins Netz. Im Garten des Obergutes von Lenthe, das mit seinen wohlgestalteten Flächen und jahrhundertealten Bäumen selbst eine Art Refugium bietet, begegnen wir dem Holz-Objekt „Schmuck-Eremit“ von Andreas Gehlen.

Seine ganz buchstäblich vielschichtige Installation setzt sich in ihrer Metaphorizität mit unserer Sehnsucht nach Einkehr oder Ausstieg auseinander. Das visuelle Navigationssystem versucht zu verorten, was sich hinter diesem Ort verbirgt: Wird das ein Floß auf dem Trockenen oder ein kindlicher Spielplatz unterm Kastanienbaum? Ähnelt es dem Modell einer Festspielbühne, auf der man Dramen in einer raffinierten Ruinen-Kulissen auf die Bühne stellt? Oberbühne, seitliche Schauplätze, durchbrochene Zwischenwände, alles wäre da. Über Treppen führt der Weg hinunter ins Untergeschoss. Der „Schmuck-Eremit“ selbst ist nirgendwo zu sehen. Aber eine winzige Tür, wie zu einemVersteck, ist nur angelehnt und lenkt den Blick vom Hellen ins Dunkle. Unser Eremit ist vielleicht schon dort, wo man die Sichtbarkeit nicht mehr braucht und auf Beifall und Zuspruch verzichten kann.

Falls die Geschichte so endet, dann hat diese seltsame Arche von Gehlen das Trockene gefunden und ihr eingespeichertes Ziel schon erreicht.


Sperrholz
3,4 m x 4,3 m x 3,8 m
2008



Vita

www.AndreasGehlen.com

* 1969 in Bonn, NRW
Lebt und arbeitet in Köln

1970–1983 Aufgewachsen in Chile, Jugoslavien, Rumänien und Spanien
1996–2002 Studium der Freien Kunst an der HbK Braunschweig bei Prof. Thomas Virnich, Prof. Mara Mattuschka, Prof. Raimund Kummer und Tomas Schmit, Diplom
2003 Meisterschüler bei Prof.Walter Dahn

seit 1998 Ausstellungen im In- und Ausland

seit 2003 freischaffender Künstler und Plastiker

seit 2006 Kurator des kölner Ausstellungsraums:
www.simultanhalle.de
 


Schmuck-Eremit (The age of Larloi)

Sanctuaries with breathing space and tranquility are very precious and hard to find. Even monasteries have waiting lists, offer full board, and put their homepages online. In the garden of the Upper Estate at Lenthe, which in itself provides a type of refuge with its comely terrain and centuriesold trees, we encounter Andreas Gehlen’s wood object “Deco Hermit.”

In its metaphoricity, Gehlen’s very multi-layered installation in the truest sense of the world deals with our longings for retreat or withdrawal. Our visual navigation system attempts to locate what is hidden behind the site: is it a raft left high and dry or playground under the chestnut tree for children? Does it recall the model of a festival stage on which dramas are performed in subtle ruinous sets? Upper stage, lateral sets, openwork partitions; everything would be there.The path leads downwards via stairs to the basement.The “deco hermit” himself is nowhere to be seen. But a tiny door, like one leading to a hiding place, is slightly ajar and draws our attention from the darkness to the light. Perhaps our hermit is already there, where one no longer requires visibility and applause, and encouragement can be also dispensed with.

In case the story ends in this way, then Gehlen’s curious ark has found dry land again and reached its stored destination.

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